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Auf verschlungenen Pfaden (Sächsische zeitung - Kamenz)

07.09.2016zurück
Von Reiner Hanke
Derzeit wird im Oberlichtenauer Bibelgarten ein Naturkeller saniert. Danach entsteht ein Labyrinth.

Oberlcihtenau. Innenminister Thomas de Maiziere erregte vor ein paar Tagen mit seinen Gedanken zur Notfallvorsorge die Gemüter. Maik Förster aus Oberlichtenau hat seine Antwort auf den Ministervorstoß schon gefunden. Eigentlich schon lange zuvor. Am Mittwochmorgen rückte in der Nähe des Dorfteiches am Dammweg ein Bagger an. Die Bauleute beginnen jetzt unter dicken Graspolstern, einen Naturkeller herauszuschälen. Die über einen Meter dicke Granitmauer wird wiederhergestellt. Bisher gab nur eine versteckte Holztür den einzigen Hinweis auf den gut 100 Jahre alten und inzwischen denkmalgeschützten Keller. Noch wirkt das Ganze wie eine gut versteckte Hobbithöhle aus der Fantasie-Geschichte vom Herrn der Ringe.

Das wird sich ändern, bis das im Inneren schon weiß getünchte Tonnengewölbe, als Schau und Lehrobjekt für die Lagerung von Lebensmitteln zu besichtigen ist. Lagern ohne Energiekosten ist das Thema und passt in die Zeit. Die Infotafel dafür ist bereits fertig. Dort ist im Detail zu erfahren, wie ein solcher Lagerkeller gebaut werden sollte, damit sich bei optimaler Temperatur von 8 bis 12 °C und der richtigen Luftfeuchte auch frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse gut halten. Ihm mache es Laune, sich „als Touristiker in eine ganz neue Materie, in die Physik, zu versenken“, sagt Maik Förster, der ja vor allem auch als Chef des Bibellandes in Oberlichtenau bekannt ist und mit „Evangtours“ ein thematisches Reisebüro managt. „Den Keller haben wir für 500 Euro gekauft, um ihn als Zeugnis der Geschichte zu erhalten.“ Im Zentrum steht jetzt aber vor allem der Bildungsfaktor zum Thema Lagerung. Das sei auch Voraussetzung für die Förderung gewesen, sagt der Chef des Bibellandes.

Betonwüste verwandelt sich

Das ist von dem Keller nur einen Steinwurf entfernt. Dort erwarten Maik Förster schon zwei weitere Baustellen an der Bibellandscheune, südlich und nördlich. Auf der Nordseite sieht es derzeit noch etwas wüst aus. Dort will Förster einen repräsentativen Empfangsbereich gestalten, einladend gerade auch für Besuchergruppen. Dort wo jetzt noch eine mit Unkraut überwucherte Betonwüste aus DDR-Zeiten zusehends verwittert, wird auf 140 Quadratmeter ebenfalls jetzt im Herbst der Bau eines kretischen Labyrinths beginnen. Wobei die verschlungenen Pfade vor die Scheune gepflastert werden, mit einer Säule als Ziel. So ist das Labyrinth zwar gut einsehbar, aber an Spaß dürfte es dennoch nicht fehlen, dem Weg zu folgen. Nebenbei erfährt man etwas über die verschiedenen Arten der Labyrinthe und den Unterschied zum Irrgarten. Ein Labyrinth mag vielleicht verwirrend sein, aber nicht zum Verirren, stellt Maik Förster klar. Denn es gibt letztlich nur einen Weg, der immer zum Ziel führt: So heißt es auf der Infotafel philosophisch: „Im Labyrinth verliert man sich nicht, ... man findet sich“. Noch steht die Tafel freilich im Bibelgartenbüro.

Pflastersteine liegen bereit

Und auch Maik Förster und seine Frau Susanne folgen unbeirrt dem Ziel, das Bibelland mit dem Labyrinth um eine weitere Attraktion zu bereichern. Steinbänke sollen es einfassen und zum Verweilen einladen. Der ganze Bereich stehe jedermann offen, ohne Eintritt fürs Bibelland. Ein Berg Pflastersteine liegt schon neben der Scheune bereit. Die hat der Trägerverein des Bibelgartens „CV-Aktiv Reisedienst“ schon vor ein paar Jahren saniert. Weit über 50 000 Euro fließen nun mit Fördermitteln in die beiden neuen Projekte Naturkeller und Labyrinth. Ohne die Zuschüsse sei das nicht zu stemmen. „Wir versuchen immer, aus den drei Euro Eintritt für den Bibelgarten möglichst sechs Euro zu machen.“ Vieles erledigen Försters auch selbst und mit Unterstützung von Vereinsmitgliedern wie Elfi Krause, die den biblischen Kräuter- und Gemüsegarten liebevoll beackert. Maik Förster schlägt den Bogen zum Tag des offenen Denkmals am 11. September. „Gemeinsam Denkmale erhalten“, sei die Überschrift: „Das wird immer schwieriger.“ ABM oder ähnliche Möglichkeiten gebe es quasi nicht mehr. Manchmal helfen Sträflinge, die zu gemeinnütziger Arbeit verpflichtet werden. Die sollen in der kommenden Woche an der Südseite der Bibellandscheune zupacken. Freilich sei das eher ein Tropfen auf den heißen Stein, schätzt Maik Förster ein. Dort wurde – ebenfalls zu DDR-Zeiten – kubikmeterweise Müll aufgeschüttet: „Wir finden zum Beispiel bergeweise Abfall einer Lederfabrik, Lederreste“, sagt Förster. Fenster wurden einfach zugemauert und verschwanden unter der meterhohen Schicht, mit negativen Folgen: In die Wand zieht Nässe. Ein Stück ist bereits freigelegt und kann abtrocknen. Auch die Fenster werden wieder geöffnet.

Das alles und noch mehr wird auch am Sonntag bei Führungen zum Denkmalstag von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen sein. Auch der Naturkeller. Dort lagert derzeit allerdings nur der Ton für die Töpferwerkstatt im Bibelland, gut temperiert. Später sollen es z. B. auch Äpfel aus dem Bibelland sein. Förster ist sich sicher, dass solche Lagerkeller wieder an Bedeutung gewinnen. Vielleicht auch ein bisschen durch den Innenminister und seine Empfehlungen zur privaten Notversorgung.
 

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