Über 100000 Euro für die Bibelgartenscheune (Sächsische Zeitung - Kamenz)
21.06.2013zurück
Bald können Besucher an der Klagemauer in Oberlichtenau stehen.
Von Reiner Hanke
Andreas Schaarschmidt formt ein Modell Jerusalems. Das Dach darüber wird jetzt auch saniert. Eine Tafel mit den Geldgebern wird Bibelgärtner Maik Förster heute gemeinsam mit Pulsnitzer Mittelschülern montieren.
Noch werkelt Andreas Schaarschmidt an der groben Form für das neuste Schmuckstück in der Oberlichtenauer Bibelgartenscheune. Dazu mischt er Zement an und nimmt die Kelle zur Hand. Die Konturen sind schon zu erkennen. Es wird ein Nachbau der Stadt Jerusalem in der Zeit Jesu. Die geschickten Hände formen die Tempelanlagen nach historischen Vorlagen und natürlich auch die Klagemauer: „Die Zisterne Bethesda ist schon fertig“, sagt Schaarschmidt sichtlich stolz. Dem Wasser wurden heilende Kräfte zugesprochen.
Jerusalem mit der Tempelanlage wird das neuste Highlight in der Bibelgartenscheune. Auf einer Fläche von fast 60 Quadratmetern baut der Vereinsfreund die Stadt im Maßstab von 1:120 nach. Aber gebaut wird ab August auch an der Scheune selbst in luftiger Höhe über der entstehenden Metropole. Und das für viel Geld. „Eigentlich wollten wir das Dach nur an den schlimmsten Stellen reparieren“, sagt Maik Förster, Geschäftsführer des Vereins CV-Aktiv Reise-Dienstes (CV) und passionierter Bibelgärtner. Nun kann es komplett neu gedeckt werden, freut er sich. Es grenze fast an ein Wunder. Das nahm im Januar seinen Lauf. In der Förderregion Dresdner Heidebogen kamen verschiedene Projekte nicht voran. Viel Geld war plötzlich frei, drohte aber innerhalb von fünf Tagen zu verfallen. Der Bibelgärtner sprang ein: „Zum Glück hatten wir ein fertiges Projekt im Schreibtisch, das für unser Dach.“ Auf die letzte Minute konnte es noch rechtzeitig beim Freistaat eingereicht werden. Jetzt kam die positive Nachricht, dass der CV 103000 Euro erhält. Ein Hammer. Ein Viertel muss der Verein allerdings als Eigenteil noch zusätzlich beisteuern. Das sei ein echter Kraftakt gewesen. Dabei komme der CV völlig ohne städtische Zuschüsse aus. Umso dankbarer ist Förster den Geldgebern. Dazu gehört die Katholische Gemeinde von Gummersbach bei Köln, die spontan ein zinsloses Darlehen von 10 000 Euro überwies. Mit Hilfe vieler Kleinspenden und weiterer zinsloser Darlehen wurde der Topf gefüllt. Manche Kinder schlachteten sogar ihr Sparschwein, so Förster. Aus dem CV, von Familien aus der Region und von Freunden sei viel finanzielle Hilfe gekommen. Der Verein hat alles auf eine Karte gesetzt und selbst das evangelische Reisebüro als Sicherheit in die Waagschale geworfen.
Statik ist stark gefährdet
Das war auch nötig. Denn die Statik des Daches ist an einigen Stellen stark gefährdet. Die dringendsten Reparaturen wären ohnehin dieses Jahr fällig gewesen. Wobei das dem Denkmalschutz eigentlich gar nicht so recht gewesen wäre. Wenn geflickt und gestückelt werde, dann sieht das Dach am Ende aus wie ein gescheckter Hund. Die Gefahr besteht nun nicht mehr. Dabei wirkt es auf den ersten Blick intakt. Die Ziegel seien auch noch gut und könnten von Interessenten verwertet werden, bietet Förster an. Doch sie seien viel zu schwer für die Unterkonstruktion. Das neue Dach soll im Einvernehmen mit dem Denkmalschutz aus schwarzem Kunstschiefer hergestellt werden. Der historische und imposant gezimmerte Holz-Unterbau wird erhalten. Der Schiefer passe auch gut zum Bienenmuseum. Die Dachfläche ist mit 900m² riesig und sei vergleichbar mit dem Oberlichtenauer Barockschloss. Und auf jeden Fall größer als der Verkaufsraum in einem herkömmlichen Discountmarkt.
Unter dem Dach wird unterdessen weiter an der Ausstellung gefeilt. Erst im Vorjahr hatte der Verein die sanierte Scheune eingeweiht und den Bibelgarten damit bereichert. Zwei Jahre zuvor hatte der Verein den früheren Kuhstall erworben und begonnen den Schandfleck im Dorfbild aufzumöbeln. Allerdings ohne Dach.
Während draußen der Fokus auf biblischen Themen liegt, unternimmt der Besucher drinnen eine Rundreise durch Israel. So erfährt er viel über das harte Leben der Beduinen in der Wüste und kann ein echtes Beduinenzelt aus Ziegenhaar besichtigen, ebenso wie Wissenswertes über die Landwirtschaft in biblischer Zeit. Davon zeugt u. a. eine Getreidemühle im Original: Damit arbeiteten die alten Hebräer. Höhepunkt ist das größte aktuelle Panoramabild der Altstadt von Jerusalem. Davor entsteht derzeit das Modell. Wenn der Zement trocken ist, werden die Gebäude mit kleinen Tonziegeln verkleidet. Die kommen aus der vereinseigenen Töpferei, ungefähr 32.000 Stück. Das wird noch viel Arbeit geben. Aber Andreas Schaarschmidt freut sich schon drauf. Denn „mit Ton zu kleistern“, ist seine Welt.“ In zwei bis drei Jahren soll das Modell fertig sein. Mit einer 55 Zentimeter hohen Klagemauer. Dort wird auch ein Kasten angebracht. In diesem können die Besucher ihre Sorgen auf Zetteln los werden: „Wir nehmen sie dann einmal im Jahr mit zur echten Klagemauer nach Jerusalem“, verspricht Maik Förster.
Ohne die Scheune gehe es gar nicht mehr sagt er: „Die hat uns dieses Jahr bisher die Besuchersaison gerettet.“ Zuerst der lange Winter, dann der Regen, nun die Hitze. Die Scheune biete nicht nur regelmäßig neue Attraktionen, sondern im Gegensatz zum Garten bei jeder Extremwetterlage ein schützendes Dach überm Kopf. Und das wird nun auch noch so richtig in Schuss gebracht.
Bald können Besucher an der Klagemauer in Oberlichtenau stehen.
Von Reiner Hanke
Andreas Schaarschmidt formt ein Modell Jerusalems. Das Dach darüber wird jetzt auch saniert. Eine Tafel mit den Geldgebern wird Bibelgärtner Maik Förster heute gemeinsam mit Pulsnitzer Mittelschülern montieren.
Noch werkelt Andreas Schaarschmidt an der groben Form für das neuste Schmuckstück in der Oberlichtenauer Bibelgartenscheune. Dazu mischt er Zement an und nimmt die Kelle zur Hand. Die Konturen sind schon zu erkennen. Es wird ein Nachbau der Stadt Jerusalem in der Zeit Jesu. Die geschickten Hände formen die Tempelanlagen nach historischen Vorlagen und natürlich auch die Klagemauer: „Die Zisterne Bethesda ist schon fertig“, sagt Schaarschmidt sichtlich stolz. Dem Wasser wurden heilende Kräfte zugesprochen.
Jerusalem mit der Tempelanlage wird das neuste Highlight in der Bibelgartenscheune. Auf einer Fläche von fast 60 Quadratmetern baut der Vereinsfreund die Stadt im Maßstab von 1:120 nach. Aber gebaut wird ab August auch an der Scheune selbst in luftiger Höhe über der entstehenden Metropole. Und das für viel Geld. „Eigentlich wollten wir das Dach nur an den schlimmsten Stellen reparieren“, sagt Maik Förster, Geschäftsführer des Vereins CV-Aktiv Reise-Dienstes (CV) und passionierter Bibelgärtner. Nun kann es komplett neu gedeckt werden, freut er sich. Es grenze fast an ein Wunder. Das nahm im Januar seinen Lauf. In der Förderregion Dresdner Heidebogen kamen verschiedene Projekte nicht voran. Viel Geld war plötzlich frei, drohte aber innerhalb von fünf Tagen zu verfallen. Der Bibelgärtner sprang ein: „Zum Glück hatten wir ein fertiges Projekt im Schreibtisch, das für unser Dach.“ Auf die letzte Minute konnte es noch rechtzeitig beim Freistaat eingereicht werden. Jetzt kam die positive Nachricht, dass der CV 103000 Euro erhält. Ein Hammer. Ein Viertel muss der Verein allerdings als Eigenteil noch zusätzlich beisteuern. Das sei ein echter Kraftakt gewesen. Dabei komme der CV völlig ohne städtische Zuschüsse aus. Umso dankbarer ist Förster den Geldgebern. Dazu gehört die Katholische Gemeinde von Gummersbach bei Köln, die spontan ein zinsloses Darlehen von 10 000 Euro überwies. Mit Hilfe vieler Kleinspenden und weiterer zinsloser Darlehen wurde der Topf gefüllt. Manche Kinder schlachteten sogar ihr Sparschwein, so Förster. Aus dem CV, von Familien aus der Region und von Freunden sei viel finanzielle Hilfe gekommen. Der Verein hat alles auf eine Karte gesetzt und selbst das evangelische Reisebüro als Sicherheit in die Waagschale geworfen.
Statik ist stark gefährdet
Das war auch nötig. Denn die Statik des Daches ist an einigen Stellen stark gefährdet. Die dringendsten Reparaturen wären ohnehin dieses Jahr fällig gewesen. Wobei das dem Denkmalschutz eigentlich gar nicht so recht gewesen wäre. Wenn geflickt und gestückelt werde, dann sieht das Dach am Ende aus wie ein gescheckter Hund. Die Gefahr besteht nun nicht mehr. Dabei wirkt es auf den ersten Blick intakt. Die Ziegel seien auch noch gut und könnten von Interessenten verwertet werden, bietet Förster an. Doch sie seien viel zu schwer für die Unterkonstruktion. Das neue Dach soll im Einvernehmen mit dem Denkmalschutz aus schwarzem Kunstschiefer hergestellt werden. Der historische und imposant gezimmerte Holz-Unterbau wird erhalten. Der Schiefer passe auch gut zum Bienenmuseum. Die Dachfläche ist mit 900m² riesig und sei vergleichbar mit dem Oberlichtenauer Barockschloss. Und auf jeden Fall größer als der Verkaufsraum in einem herkömmlichen Discountmarkt.
Unter dem Dach wird unterdessen weiter an der Ausstellung gefeilt. Erst im Vorjahr hatte der Verein die sanierte Scheune eingeweiht und den Bibelgarten damit bereichert. Zwei Jahre zuvor hatte der Verein den früheren Kuhstall erworben und begonnen den Schandfleck im Dorfbild aufzumöbeln. Allerdings ohne Dach.
Während draußen der Fokus auf biblischen Themen liegt, unternimmt der Besucher drinnen eine Rundreise durch Israel. So erfährt er viel über das harte Leben der Beduinen in der Wüste und kann ein echtes Beduinenzelt aus Ziegenhaar besichtigen, ebenso wie Wissenswertes über die Landwirtschaft in biblischer Zeit. Davon zeugt u. a. eine Getreidemühle im Original: Damit arbeiteten die alten Hebräer. Höhepunkt ist das größte aktuelle Panoramabild der Altstadt von Jerusalem. Davor entsteht derzeit das Modell. Wenn der Zement trocken ist, werden die Gebäude mit kleinen Tonziegeln verkleidet. Die kommen aus der vereinseigenen Töpferei, ungefähr 32.000 Stück. Das wird noch viel Arbeit geben. Aber Andreas Schaarschmidt freut sich schon drauf. Denn „mit Ton zu kleistern“, ist seine Welt.“ In zwei bis drei Jahren soll das Modell fertig sein. Mit einer 55 Zentimeter hohen Klagemauer. Dort wird auch ein Kasten angebracht. In diesem können die Besucher ihre Sorgen auf Zetteln los werden: „Wir nehmen sie dann einmal im Jahr mit zur echten Klagemauer nach Jerusalem“, verspricht Maik Förster.
Ohne die Scheune gehe es gar nicht mehr sagt er: „Die hat uns dieses Jahr bisher die Besuchersaison gerettet.“ Zuerst der lange Winter, dann der Regen, nun die Hitze. Die Scheune biete nicht nur regelmäßig neue Attraktionen, sondern im Gegensatz zum Garten bei jeder Extremwetterlage ein schützendes Dach überm Kopf. Und das wird nun auch noch so richtig in Schuss gebracht.