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Bibelgärtner speichert Energie (Sächsische Zeitung - Kamenz)

29.12.2014zurück
Damit sollen Gebäude der Schauanlage in Oberlichtenau mit Strom und Wärme versorgt werden.

Von Reiner Hanke

Die neuste Investition im Oberlichtenauer Bibelland: Chef Maik Förster schaffte eine Sonnenbatterie-Anlage an. Damit wird das Bibelland unabhängiger vom Wetter bei der Versorgung mit Solarenergie.

Unter dem Dach der Bibelgartenscheune in Oberlichtenau feierten am Wochenende gut 40 ehrenamtliche Helfer Weihnachten. Ein Dankeschön für ihre Mitarbeit an dem Bibelgartenprojekt. Mittlerweile ist es ja zum Bibelland gewachsen und wächst weiter.

Auf dem Dach über den Gästen montierten jetzt Fachleute weitere Module einer hochmodernen Anlage, um Sonnenenergie zu nutzen. Ein Fachmann des Denkmalschutzes sei extra aus Dresden angereist, um die Gebäude zu begutachten: „Letztlich durften wir nur den hinteren Teil der historischen Scheune nutzen, um das Ortsbild nicht zu beeinträchtigen“, erklärt Bibelgartenchef Maik Förster.

In diesem Bauabschnitt ging es um Solarthermie. Die Anlage soll bald warmes Wasser in den Heizkreislauf des evangelischen Reisebüros und des Verwaltungsgebäudes nebenan speisen. Daran haben die Ehrenamtlichen auch eine Aktie. „Die jungen Leute aus unserem Christlichen Verein haben zum Beispiel den Leitungsschacht zwischen den Gebäuden gegraben“, berichtet Bibelgartenchef Maik Förster und führt in ein Nebengelass an der Scheune. Dort stehen zwei moderne silberfarbene, isolierte Wassertanks an einer 300 Jahre alten Bruchsteinmauer. Hier erhitzt die Sonnenenergie das Wasser und speichert so die Wärme. Das werde allerdings erst so richtig funktionieren, wenn die Sonne wieder etwas höher steht, sagt Förster. Aber es sei ja auch nur ein Teil der Anlage. 20 000 Euro investierten Bibelgarten und das Reisebüro Evangtours inzwischen, um sich selbst mit alternativer Energie zu versorgen und möglichst unabhängig zu machen. Dazu gehört noch mehr als die Warmwasseranlage. Der Fachbegriff heißt „Energieautark“. Das Ziel wollen inzwischen schon ganze Regionen in der Westlausitz erreichen. Der Bibelgarten ist nahe dran.

Maik Förster holt ein Schulheft hervor. Hier hat er sich viele Zahlen notiert. Der erste Teil des Systems, die Photovoltaikanlage, läuft seit einem Jahr und lässt Rückschlüsse zu. Genau 5 316 Kilowattstunden Strom habe die Anlage in der Zeit geliefert. Allerdings nicht immer dann, wenn der Strom gebraucht wurde. Das ist die Schattenseite. Der wertvolle Strom fließt dann für 11 Cent pro Kilowattstunde ins Netz. Wenn die Wolken schwer über Oberlichtenau hingen, musste der Bibelgärtner dafür Strom teuer zukaufen, für rund 25 Cent pro Kilowattstunde. Ein eher schlechtes Geschäft. So investierte Maik Förster jetzt auch noch in eine Sonnenbatterie. Die speichert die günstige Sonnenenergie aus der Eigenproduktion zwischen und stellt sie bereit, wenn sie gebraucht wird. So ähnlich wie bei Pumpspeicherwerken.

Alle Investitionen zusammengenommen will der Bibelgärtner die Stromrechnung künftig gegen Null drücken – von 3 000 Euro im Jahr einstmals auf etwa 100 Euro. Der Hersteller „Energieinsel“ habe bereits 250 solche Anlagen installiert, verspricht eine Lebensdauer von 20 Jahren.

Ganz werde er nicht auf Null kommen, aber vielleicht fast. Schon wenig Tageslicht genügt, um die Bürotechnik zu versorgen. Ein Display hält über den aktuellen Stromfluss und den Verbrauch auf dem Laufenden. Mattschwarz schimmern die Module auch an diesem Morgen auf dem Dach der Scheune und fangen Sonnenlicht ein, obwohl es gerade bedeckt ist. Für seine zwei Leuchtstoffröhren, den PC und das Telefon mit einer Leistung von knapp 500 Watt gerade noch ausreichend. Den Rest an Energie saugt der hochmoderne Lithiumphosphat-Akku auf: „Früher mussten wir zum Kaffeekochen warten, bis die Sonne scheint“, witzelt der Bibelgärtner. Damit ist Schluss.

Maik Förster rechnet, dass sich die Anlage in sieben Jahren amortisiert haben wird. Die Batterietechnik sei nicht größer als ein Wandschrank und auch für Einfamilienhäuser gut geeignet. So haben der ostsächsische Energieversorger Enso, die Firma „Energieinsel“ und der Bibelgarten das Gemeinschaftsprojekt sozusagen auch als Musteranlage aufgebaut. Es solle ruhig zum Nachmachen anregen, so Förster. Zumal es sich um eine Anlage der neuesten Generation handle. Und die erste dieser Bauart, die Enso in Betrieb genommen habe, bestätigt Projektleiter Mario Dreßler: „Wer sich die Anlage ansehen will, kann gern hier vorbeischauen“, sagt Maik Förster und blickt zur Scheune: „Jetzt sind wir glücklich, was aus dieser Ruine geworden ist.“ Ein Grund mehr zum Feiern. Und das sogar auf frisch verlegten neuen Dielen im hinteren Teil der Bibellandscheune. Darunter war der Fußboden regelrecht zusammengebrochen. Gut 100 Quadratmeter von hellem Fichtenholz bedecken nun den Boden. Aber das ist schon wieder eine neue Geschichte.
 

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