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Neue Bildpost vom 16. Juni 2005

16.06.2005zurück
Von ANDREAS KIRSCHKE
   „Warum Steine?" fragt Susanne Förster die Gäste. „Weil Gott uns auffordert, lebendige Steine zu sein. Steine, auf denen er unsere Kirche bauen kann." Eben erklärt die Religionspädagogin den Altar. Eine Nachbildung des Altars von Arad aus der Zeit der Israeliten. Bibelgetreu aus unbehauenen Steinen ist er – fünf Ellen lang und breit sowie drei Ellen hoch. Führung im Bibelgarten Oberlichtenau (bei Kamenz / Nordsachsen). Als erstes Areal bundesweit eint er bildliche, original nachgebaute Elemente.
„Und das auf einer Freifläche. Ein Alleinstellungsmerkmal", sagt Sandra Wobst, Autorin der Diplomarbeit „Produktentwicklung biblischer Garten Oberlichtenau aus Sicht der touristischen Vermarktung". Einige Jahre reifte die Idee. Alles begann 1996 auf der Gewerbemesse Kamenz. Sandra, damals Studentin für Tourismus und Gastwirtschaft an der Fachhochschule Görlitz-Zittau, suchte Kontakt für ein Praktikum. Bei Evangtours, dem christlichen Reisebüro Oberlichtenau (vertreten mit einem Stand) wurde sie fündig. Leiter Maik Förster bezog sie ein. Zwei Mal reiste die Studentin mit nach Israel. Vor allem Ein Karem, der Bibelgarten bei Jerusalem, berührte sie tief. Er inspirierte sie für ihre Diplomarbeit. „Es sollte etwas Touristisches sein. Es sollte etwas Christliches sein", regte Maik Förster an. „Es sollte unserer Region nützen." Die Idee Bibelgarten entstand. Dessen Umsetzung übernahmen Christen in Oberlichtenau – vom ansässigen Christlichen Verein und vom Verein aktiv reise-Dienst. Für die konzeptionelle Begleitung kam grünes Licht von der Fachhochschule Görlitz-Zittau. Die Finanzierung des Bibelgartens erfolgte aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Förderpro-gramms Leader +.
Emsig recherchierte Sandra Wobst. Sie befragte über 800 evangelische Gemeinden in Sachsen. Wie ist der Bibelgarten vorstellbar? Wie nutz-bar? Ziehen die Gemeinden mit? „Der Rücklauf war so gut, daß sogar rege Hinweise und Vorschläge kamen", schildert die Görlitzerin. In über 250 Schulen im Bereich des Regionalschulamtes Bautzen fragte sie nach. Auch hier regte sich Interesse. Läßt doch der Lehrplan Freiräume – in Religion, in Ethik, Geschichte, Deutsch, Kunsterziehung. Die Studentin forschte weiter bei religiösen Stätten im Umland. Sie stieß etwa auf das Heilige Grab in Görlitz, auf die Herrnhuter Brüderunität, auf den Pulsnitzer Missionar & Sprachforscher Bartholomäus Ziegenbalg (1682-1719). Auch alle biblischen Gärten und Ausstellungen bundesweit bezog sie ein. Immer mit Blick auf eine künftige Vernetzung. „Im Mittelpunkt steht die Ausstellungsfläche", nennt sie die vier Schwerpunkte des Bibelgartens „Geeignet für Führungen." Weitere Punkte sind ein erlebbares bibli-sches Wissenszentrum, ein biblisches Mahl, die Mitgabe von Informationen über Israel. Religionsunterricht zum Anfassen will Maik Förster. Christliche Gruppen können Rüstzeiten hier verbringen. Auch zur Reisevorbereitung in den Nahen Osten dient der Bibelgarten.
Auf 5.000 Quadratmetern erstreckt er sich. Er beginnt an der Tenne. Ein Dreschplatz aus natürlichem Felsgestein. Jede Station nimmt Bezug auf Bibelstellen. Schafstall, Ölpresse, Weinkelter, Steinbruchhebekran, Altar, auch römische Kreuze verdeutlichen Jesu Leben, Leiden und Sterben. Die Nachbildung eines Felsengrabs symbolisiert die Auferstehung. Zentral im Bibelgarten ist es errichtet. Oberhalb der Terasse steht ein Wachturm. Symbol für den Schutz und die Wachsamkeit Gottes. Symbol für die Sehnsucht der Menschen nach Gemeinschaft mit Gott. Zur Umkehr soll der Bibelgarten bewegen. Zur Rückkehr zu christlichen Wurzeln. Und die liegen im Judentum. „In unserer grenzenlosen Freiheit sind wir haltlos geworden", sagt Maik Förster nachdenklich. „Wenn ich etwas verloren habe, muß ich bis zu dem Punkt zurück, an dem ich spüre ´Hier hatte ich´s noch´."
Antisemitismus, so verdeutlicht er, beginnt mit Unwissenheit. Und hier soll der Bibelgarten vorbeugen. „Ein Volk ohne Ziel wirkt wüst und leer", meint der Christ. „Wir demonstrieren im Moment stark für den Erhalt der Schulen. Doch wir vergessen, daß wir jeden Tag 33 Schulklassen im Mutterleib töten." Auf Denk-anstöße sowie die Vertiefung und Festigung des Glaubens hofft Kathi Hohmann. „Hier bemüht man sich ehrlichen Herzens um die Jugendarbeit", betont die stellvertretende Bürgermeisterin. „Nicht die Masse macht es. Sondern der Inhalt. Und der stimmt hier." Christen, so meint Dr. Fritz Hähle (CDU-Fraktionschef im sächsischen Landtag), sind nicht mehr „Rufer in der Wüste". „Es ist Zeit, wieder zum Eigentlichen durchzudringen. Zu verläßlichen Maßstäben." Den Bibelgarten würdigt er als Religions- und Geschichtsunterricht zum Anfassen. „Der Garten möge die Verbindung zeigen, wo die Quellen des Chri-stentums sind", meint Dr. Helmut Kell, Direktor des israelischen Fremdenverkehrsbüros in Berlin. „Es gibt viele gute Gründe, wieder Werte zu suchen. Gründe, mit jungen Menschen zu arbeiten." Jahrelang hat dies Shraga Greismann schon praktiziert. Als Stadtmanager in Hod Hascharom (Israel) war er tätig. Hier organisierte er auch den Jugendaustausch mit der Kommune Dorsten (Westfalen). „Nur mit direkten Kontakten schafft man Brücken zu den Menschen", ist der heutige Mitarbeiter des Jüdischen Nationalfonds und Gesandte des Staa-tes Israel in Deutschland, überzeugt. Den Bibelgarten sieht er als neuen Brückenpfeiler. Als Meilenstein für die Völkerverständigung. Worauf er hofft? „Daß viele israelische Jugendliche hierherkommen. Und daß viele deutsche Jugendliche zu uns nach Israel kommen." Der Bibelgarten ist Anstoß dafür.
Emsig bringen sich heimische Jugendliche ein. Sie haben beim Aufbau geholfen. Sie gestalten die Anlagen weiter fertig. „Hier wird die Bibel lebendig dargestellt. Man bekommt ein ganz anderes Bild vor Augen", meinen Marko Schlenker (18) und Sandra Mieting (14) stolz. Von der Vitalität und Energie der Oberlichtenauer Christen berührt zeigt sich Dan Goren. In Israel wirkt er als Reiseleiter. Seit vier Jahren führt er Touristen durch den 250(!) Hektar großen biblischen Landschaftspark Neot Kedumim (bei Tel Aviv). Dessen Direktor Schlomo Teitelbaum sichert den Oberlichtenauern Untersützung zu. In seinem Auftrag schließt Dan Goren vor Ort eine Vereinbarung ab. Neot Kedumim sichert die Hilfe mit Fachpersonal zu. Man bietet an, Oberlichtenauer vor Ort zu schulen. Beide Seiten wollen gemeinsame Veranstaltungen wie Vorträge, Lesungen oder Seminare starten. Ebenso baut der cv-aktiv Reisedienst die Stätte Neot Kedumim ein in sein Israel-Programm. Sandra Wobst, heute Mitarbeiterin der Kommunal-gemeinschaft Euroregion Neiße, ist zuversichtlich. „Hier soll Bibelgeschichte mit allen Sinnen erlebbar werden", bekräftigt die junge Frau. „Hier lassen sich Verbindungen knüpfen zu aktuellen politischen Themen." Und all dies begann mit ihrer Diplomarbeit.
 

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