Tagessspiegel Berlin
07.08.2005zurück
Bendedikt sei Dank Pilgerreisen – nicht nur nach Rom – erleben eine Renaissance
Von Joachim Göres
Kälte, Wind, wolkenbruchartiger Dauerregen. 14 Tage zu Fuß über aufgeweichte und überflutete Sand- und Schotterwege, über schweißtreibende Steigungen wie den 1337 Meter hohen Pass Alto de Poio. Ulrike und Wolfram Hannig flogen im Mai von Hannover nach Bilbao, fuhren mit dem Bus durch Nordspanien nach Ocebrero und starteten dort mit Schlafsack und Isomatte auf dem Rücken ihre Wanderung nach Santiago de Compostela. „Wir sind nicht gewandert, sondern gepilgert", korrigiert Ulrike Hannig. Gepilgert auf dem Jakobsweg zu einem der bedeutendsten Ziele der Christenheit, dem Grab des heiligen Jakobus.
Ein asketisches Leben mit frühem Aufstehen, regelmäßigen Gebeten, Wanderungen und dem Verzicht auf jeglichen Luxus – diese Vorstellungen haben viele, wenn sie von Pilgerfahrten hören. Die Realität bei den Reiseveranstaltern, die sich auf religiöse Ziele spezialisiert haben, sieht anders aus. „Wir bieten mindestens gute Mittelklassehotels mit Halbpension. Flugreisen ", sagt Bernhard Meyer, Geschäftsführer des Bayerischen Pilgerbüros mit Sitz in München. Ein eingetragener Verein, hinter dem sich die sieben Diözesen der katholischen Kirche in Bayern verbergen. Angeboten werden im 250 Seiten umfassenden Katalog neben Pilgerreisen – nicht nur zu Fuß, sondern auch per Rad oder mit dem Flugzeug – auch Studienreisen oder Kreuzfahrten in insgesamt 50 Länder (Internet: www.pilgerreisen.de).
„In diesem Jahr verspüren wir eine deutlich gestiegene Nachfrage, eine Renaissance", freut sich Meyer, der 2005 mit 30000 Reisenden rechnet. Über die Gründe für den Boom kann er nur spekulieren: Die Wahl eines Deutschen zum Papst, die verstärkte Suche nach Spiritualität abseits vom Alltagsstress. Renner sind derzeit Fahrten nach Rom – vier Tage Busreise inklusive Audienz bei BenediktXVI. ab 299 Euro – , Urlaub im Kloster sowie Reisen auf dem Jakobsweg.
Rundreisen in klimatisierten Reisebussen, Unterbringung in guten Mittelklassehotels, fachkundige Führung durch Theologen auf den zahlreichen Exkursionen – Service wird auch beim Veranstalter Biblische Reisen groß geschrieben. Das Stuttgarter Unternehmen (Internet: www.biblische-reisen.de), das vom Katholischen Bibelwerk und der Deutschen Bibelgesellschaft getragen wird, bietet neben biblischen Reisen in die Länder des Nahen Ostens auch Kunst-Studienreisen sowie „normale" Studienreisen an. Man legt Wert auf Ökumene, beginnt den Tag mit einer besinnlichen Einstimmung, lädt am Sonntag zum Kirchgang ein und feiert mit den Gruppen nach Wunsch besondere Gottesdienste.
„Mit uns fahren meistens Menschen ab 50 aufwärts, deren Kinder aus dem Haus sind. Viele von ihnen sind in ihrer Kirchengemeinde aktiv", sagt Georg Berthold, Berater für Biblische Reisen. Ägypten, Syrien, Libanon und vor allem Israel sind wegen ihrer Bedeutung für Christen stark gefragt. „In Israel ist die Sicherheit gewachsen, und wir haben unser Angebot dorthin verstärkt", so Berthold. Eine Woche auf den Spuren Jesu mit einem Pastor als Begleiter kostet 1400 Euro. Luther gibt es bereits für 1000Euro – dafür geht es auch nicht ins gelobte Land, sondern auf einwöchige Stippvisite zu den Schauplätzen der Reformation in Thüringen und Sachsen.
Dort, nämlich in Oberlichtenau bei Dresden, sitzt das Reisebüro Evangtours. „95 Prozent unser Kunden stammen aus den alten Bundesländern. Das sind nicht nur Christen", sagt Susanne Förster. Sie arbeitet Touren etwa für Sportvereine, Chöre, Schulklassen und Jugendgruppen von Kirchengemeinden nach deren Wünschen aus. Biblische Ziele in Osteuropa gehören genauso zum Angebot wie Israel, Zypern, Griechenland oder Malta. Daneben gibt es Sonderreisen wie 15Tage Indien und Sri Lanka an die Orte der ersten protestantischen Mission vor 300 Jahren. Kostenpunkt 2100Euro. „Wir haben Pfarrer als Reiseleiter, aber auch andere Personen. Wir sind nicht mit der Kirche verheiratet", sagt Förster, deren Unternehmen (Internet: www.evangtours.de) von einem christlichen Verein getragen wird.
Bendedikt sei Dank Pilgerreisen – nicht nur nach Rom – erleben eine Renaissance
Von Joachim Göres
Kälte, Wind, wolkenbruchartiger Dauerregen. 14 Tage zu Fuß über aufgeweichte und überflutete Sand- und Schotterwege, über schweißtreibende Steigungen wie den 1337 Meter hohen Pass Alto de Poio. Ulrike und Wolfram Hannig flogen im Mai von Hannover nach Bilbao, fuhren mit dem Bus durch Nordspanien nach Ocebrero und starteten dort mit Schlafsack und Isomatte auf dem Rücken ihre Wanderung nach Santiago de Compostela. „Wir sind nicht gewandert, sondern gepilgert", korrigiert Ulrike Hannig. Gepilgert auf dem Jakobsweg zu einem der bedeutendsten Ziele der Christenheit, dem Grab des heiligen Jakobus.
Ein asketisches Leben mit frühem Aufstehen, regelmäßigen Gebeten, Wanderungen und dem Verzicht auf jeglichen Luxus – diese Vorstellungen haben viele, wenn sie von Pilgerfahrten hören. Die Realität bei den Reiseveranstaltern, die sich auf religiöse Ziele spezialisiert haben, sieht anders aus. „Wir bieten mindestens gute Mittelklassehotels mit Halbpension. Flugreisen ", sagt Bernhard Meyer, Geschäftsführer des Bayerischen Pilgerbüros mit Sitz in München. Ein eingetragener Verein, hinter dem sich die sieben Diözesen der katholischen Kirche in Bayern verbergen. Angeboten werden im 250 Seiten umfassenden Katalog neben Pilgerreisen – nicht nur zu Fuß, sondern auch per Rad oder mit dem Flugzeug – auch Studienreisen oder Kreuzfahrten in insgesamt 50 Länder (Internet: www.pilgerreisen.de).
„In diesem Jahr verspüren wir eine deutlich gestiegene Nachfrage, eine Renaissance", freut sich Meyer, der 2005 mit 30000 Reisenden rechnet. Über die Gründe für den Boom kann er nur spekulieren: Die Wahl eines Deutschen zum Papst, die verstärkte Suche nach Spiritualität abseits vom Alltagsstress. Renner sind derzeit Fahrten nach Rom – vier Tage Busreise inklusive Audienz bei BenediktXVI. ab 299 Euro – , Urlaub im Kloster sowie Reisen auf dem Jakobsweg.
Rundreisen in klimatisierten Reisebussen, Unterbringung in guten Mittelklassehotels, fachkundige Führung durch Theologen auf den zahlreichen Exkursionen – Service wird auch beim Veranstalter Biblische Reisen groß geschrieben. Das Stuttgarter Unternehmen (Internet: www.biblische-reisen.de), das vom Katholischen Bibelwerk und der Deutschen Bibelgesellschaft getragen wird, bietet neben biblischen Reisen in die Länder des Nahen Ostens auch Kunst-Studienreisen sowie „normale" Studienreisen an. Man legt Wert auf Ökumene, beginnt den Tag mit einer besinnlichen Einstimmung, lädt am Sonntag zum Kirchgang ein und feiert mit den Gruppen nach Wunsch besondere Gottesdienste.
„Mit uns fahren meistens Menschen ab 50 aufwärts, deren Kinder aus dem Haus sind. Viele von ihnen sind in ihrer Kirchengemeinde aktiv", sagt Georg Berthold, Berater für Biblische Reisen. Ägypten, Syrien, Libanon und vor allem Israel sind wegen ihrer Bedeutung für Christen stark gefragt. „In Israel ist die Sicherheit gewachsen, und wir haben unser Angebot dorthin verstärkt", so Berthold. Eine Woche auf den Spuren Jesu mit einem Pastor als Begleiter kostet 1400 Euro. Luther gibt es bereits für 1000Euro – dafür geht es auch nicht ins gelobte Land, sondern auf einwöchige Stippvisite zu den Schauplätzen der Reformation in Thüringen und Sachsen.
Dort, nämlich in Oberlichtenau bei Dresden, sitzt das Reisebüro Evangtours. „95 Prozent unser Kunden stammen aus den alten Bundesländern. Das sind nicht nur Christen", sagt Susanne Förster. Sie arbeitet Touren etwa für Sportvereine, Chöre, Schulklassen und Jugendgruppen von Kirchengemeinden nach deren Wünschen aus. Biblische Ziele in Osteuropa gehören genauso zum Angebot wie Israel, Zypern, Griechenland oder Malta. Daneben gibt es Sonderreisen wie 15Tage Indien und Sri Lanka an die Orte der ersten protestantischen Mission vor 300 Jahren. Kostenpunkt 2100Euro. „Wir haben Pfarrer als Reiseleiter, aber auch andere Personen. Wir sind nicht mit der Kirche verheiratet", sagt Förster, deren Unternehmen (Internet: www.evangtours.de) von einem christlichen Verein getragen wird.